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01.11.2005

Gender-Dyskalkulie und Demokratieschock - Eine Bürgerin antwortet auf den Rücktritt Franz Münteferings vom SPD-Parteivorsitz

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, liebe MinisterInnen / Abgeordnete / Parteiaktive,

Otto Schily konnte nur der FDP zu seinem Bruder gratulieren, nicht aber seinem Bruder  zur FDP; der SPD kann man nicht nur zu Franz Müntefering gratulieren, sondern Franz Müntefering auch zur SPD als einer Partei nämlich, in der eine demokratische Grundstruktur noch gelebt wird und ein vom Bundesparteitag als höchstes Parteiorgan gewählter Bundesvorstand nicht zum Stimmvieh verkommt. Respekt für diese wertvolle Tradition. Die SPD scheint mir unter einem Demokratieschock zu stehen.

Verstörung darüber, dass gute demokratische Traditionen zu "Krisen" oder "Fehleinschätzungen" umgedeutet werden können, und dass es offenbar keine innerparteiliche Korrekturinstanz gibt, die die Kirche wieder ins Dorf zurückholt. Das ist sicher ein Manko.  Aber wo ist das Drama, wenn Demokratie lebt. Glückwunsch. Andere würden sich freuen, wenn sie das über sich sagen könnten. Wenn das aber gar nicht so sein sollte, scheint etwas in den Strukturen zu fehlen, z.B. das Recht für einen Parteivorsitzenden, eine Person seines Vertrauens zum Generalsekretär einfach zu ernennen. Dann wär's o.k. gewesen mit Wasserhövel ohne Wahl. So ist es demokratisch legitimiert Nahles mit Wahl. Beides geht, wenn's so sein soll, aber nicht alles: demokratisch legitimiert diktieren geht nicht.

Demokratie scheint zu sein wie alle Beziehungen: sie stellt sich immer wieder selbst auf die Probe. Was an der Auseinandersetzung stört, ist die Art wie sie läuft und die Weise, wie sie kommentiert wird.
Komm wir machen eine Krise - und fordern den Rücktritt des Gesamtvorstandes oder opfern die Partei zur Abwechslung mal der Eitelkeit des Herrn Müntefering statt der von Frau Nahles. Wie angenehm wäre es, wenn ein Herr Kahrs sich von seiner besseren Hamburger Seite ein wenig honoriger zeigen würde als den Wadenbeißer zu spielen. Daß es Männer gibt, die Frauen nicht mögen, damit müssen wir fertig werden, ob es politisch immer klug ist, statt der Radzio-Plaths die Ögers zu nehmen, ist doch manchmal fraglich.

In Spitzenpositionen herrscht bei der SPD Gender-Dyskalkulie. Kanzler, Vize, Parteivorsitzender, Bundesgeschäftsführer, Generalsekretär - da wird einem ja ganz schwindlig vor lauter Männern. Mit wieviel Loyalität die Entscheidungen dieser Männer gerade auch von Frauen, wie den Bulmahns, Wieczorek-Zeuls, Nahles etc. in den vergangenen anstrengenden Monaten des  Wahlkampfes gestützt worden sind, scheint da übersehen worden zu sein, wo es hätte ankommen sollen. Der Erfolg ist männlich, deshalb verdanken wir auch den Schröders, Münteferings und Wasserhövels das gute Aufholen der SPD. Schade, dass Männer so viele blinde Flecken haben, sonst gäbe es vielleicht sogar eine Chance, die nächsten Wahlen mal wieder zu gewinnen. Die CDU hat nämlich viele Stimmen mit dem Frauenfaktor geholt - die Kanzlerin. Und die SPD hat
ihre  Wahlplakate mit den weiblichen Spitzen "Bundesministerinnen" netterweise (für die CDU) wohl lieber gleich in der Garage gelassen, Männer sind wichtig und Kanzler auch.  Aber: Auch Frauen wählen.

Die SPD braucht eine Frau im Spitzenamt und das weiß sie auch. Andrea Nahles war die Antwort auf  diese Lücke. Wenn z.B. Müntefering Parteivorsitzender geblieben wäre, Wieczorek-Zeul Außenministerin u.Vizekanzlerin geworden wäre, hätte Wasserhövel auch Generalsekretär werden können, nun war Müntefering Vize+Arb.min+Parteivors., Steinmeier Aussenminister, also mußte auf den Generalsekretärsposten eine Frau und wer, wenn nicht Frau Nahles? Was denn sonst oder ist bei "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" wirklich nur Brüder gemeint?

Daß nun alle alles nicht oder alles nicht so gewollt haben, ist schon ein bißchen albern. Ute Vogt hätt die Nahles nicht wählen wollen und die selber sich am liebsten auch nicht. Weil Kahrs Wieczorek-Zeul wegen Nahles nicht mehr will, will die nun auch nicht mehr. Und wenn Franz Müntefering nun nur noch weitermacht, wenn der Bundesvorstand brav ja zu Kajo Wasserhövel sagt, dann kriegt Olaf Scholz bei der nächsten Wahl meine Erststimme auch nur wieder, wenn Andrea Nahles Generalsekretärin wird und Heidemarie Wieczorek-Zeul Partei-Vize bleibt. Dann nämlich ist der Franz schuld, wenn ich den Olaf nicht mehr wähl. Weiter so in der Sandkiste. Derweil empfindet mein Vater, seit 55 Jahren SPD-Mitglied, diesen Kindergarten als so enttäuschend, dass er mir gestern am Telefon sagte." Ich werde jetzt wohl doch aus der SPD austreten".

Gelassenheit  zurückgewinnen ist das Gebot der Stunde. Und mit zurückgewonnener Gelassenheit hat die "neue Unübersichtlichkeit"  bei nüchterner Betrachtung - hab ich ihn getröstet - doch auch den einen oder anderen politischen Vorteil. 1. Wo schon fast die ökomenischen Hochzeitsglocken läuteten, sind SPD und CDU in den Koalitionsverhandlungen jetzt wieder ein Stückchen voneinander abgerückt. Ist doch eh noch nicht alles klar, warum soll dann dieser Eindruck entstehen. Für die noch anstehenden schwierigen Verhandlungen in der Sache doch eher gut als schlecht. 2. Wie zu Zeiten von rot-grün, wo die Personalunion von Kanzler und Parteivorsitzendem nach langer Zeit endlich aufgehoben wurde und als zwei gewichtige Ämter für ausreichend Arbeit für zwei gesorgt hat, kann dieses erprobte Modell erst jetzt wieder erfolgreich fortgesetzt werden: ein(e) visionsstarke(r) Parteivorsitzende(r) für die Sozialdemokratische Partei und ein(e) Vizekanzler(in) als Repräsentanz für das gesamten deutsche Volk. Nicht Personalunion sondern die Trennung bringt die Stärke, das hat doch die "Tandem"-Erfahrung Schröder / Müntefering gezeigt. 3. Und last but not least, Stoiber bleibt in Bayern, kann da seine Allüren ausleben und die schlechten PISA-Ergebnnisse seiner Landeskinder verbessern.

Ist denn wirklich jede Entscheidung, die nicht läuft wie erwartet, gleich eine Führungskrise. Allen Respekt, Herr Müntefering, eine hohe Entscheidungskompetenz ist eine Stärke - but! don't forget: soft skills are hard facts!!!

Ich wünsche der SPD eine "Unternehmenskultur" á la the winner is: SPD-Team. Dazu gehört der Platz für alle Unterschiede in Parteiarbeit und bezahlten Jobs. Es wäre schade, wenn das "Mobbing", was in der CDU offenbar zum ganz normalen Alltag gehört, auch in der SPD salonfähig würde. Die SPD hat jede Menge Kompetenz, wenn sie's doch bloß selber mal kapieren und das gesamte Potenzial strategisch nutzen würde.
Zum Schluß wünsche ich mir noch, dass nicht mehr so viele Peinlichkeiten aus Hamburg kommen: Nahezu einen kompletten Parteivorstand in der Öffentlichkeit der Dummheit zu bezichtigen übertrifft  die Qualität von Stoibers Äußerungen über das Abstimmungsverhalten der ostdeutschen Wählerinnen und Wähler noch bei weitem, ist es doch im Kern eine Attacke aufs eigene Lager.  Welche Geschäftsordnung verhindert das?


Gute Nerven, die Kraft zu weisen Entscheidungen und ein bißchen mehr Gelassenheit.

Mit freundlichen Grüssen

Angelika Caspari


Caspari & Partner
Hamburg



 
 
 
 
 
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