26.04.2024
Startseite
Mannheim
Berlin
Presse/Reden/Archiv
Kulturspaziergänge
BILDERGALERIE
BILDERGALERIE LA
BESUCHERGRUPPEN
TOPTHEMEN
POSITIVE RESONANZ
AWO-Vorsitzender bis 2008
Kontakt
Impressum
Links
Publikationsverzeichnis
Sitemap
Anträge/Gesetzentwürfe
   
   
Mitglied des Deutschen Bundestages
 
Mitglied im Haushaltsausschuss
 
Stellv. Mitglied des Auswärtigen Ausschusses
 
Beauftragter der SPD- Bundestagsfraktion
für Lateinamerika
 
 
 

Sie sind der
13268948.
Besucher
 
Reden und Aufsätze
10.09.2006
Statement von Lothar Mark beim 2. Weltkongress der deutschen Auslandsschulen im Ausland: BEWÄHRTES ERHALTEN - DIE ZUKUNFT GESTALTEN
Artikel drucken

Im Bericht der letzten Bundesregierung zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) vom 30.9.05 heißt es: „Das Auslandsschulwesen ist ein zentrales Element der AKBP.“ Dies wird wie folgt begründet:


„Die deutschen Auslandsschulen sind Orte der Begegnung und des interkulturellen Dialogs. Den Schülerinnen und Schülern sowie ihren Familien wird dort in nachhaltiger Weise deutsche Sprache und Kultur vermittelt. Ehemalige Schüler und Eltern bilden Netzwerke, auf die sich deutsche Politik, Wirtschaft und Kultur stützen können. Schüler, die über die deutschen Auslandsschulen ihren Weg an deutsche Hochschulen finden, stärken zugleich den Studien- und Wissenschaftsstandort Deutschland.“


Wie Sie wissen, waren in den letzten 30 Jahren seit Vorlage des Enquête-Berichts zur Auswärtigen Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland die Grundzüge der AKBP im Deutschen Bundestag, dem ich seit 1998 angehöre, nie umstritten. Unterschiedliche Akzente und Prioritäten sind da kaum erwähnenswert.


Bereits in seiner ersten öffentlichen Stellungnahme zur AKBP in der Frankfurter Rundschau vom 27.5.06 betonte Außenminister Frank-Walter Steinmeier die wichtige Rolle der AKBP für die Bundesrepublik Deutschland und setzte sich für eine Umkehr des Spartrends bei der ´Dritten Säule` der deutschen Außenpolitik ein:


Mit unserer Spracharbeit, dem weltweiten Netz an Auslandschulen, den Mittlerorganisationen (…) erreichen wir viel und erreichen .. vor allem viele Menschen in aller Welt. Die Netzwerke der ´Ehemaligen` …, die Absolventen deutscher Auslandschulen sind wichtige Ansprechpartner für Wirtschaft und Politik …. Und jene, die wir heute fördern, sind … die Entscheidungsträger von morgen!“


 Er schließt seinen Beitrag mit dem Appell:


„Mittelfristig sollten wir für eine Trendumkehr der in den letzten Jahren sinkenden Ausgaben für die AKBP sorgen. Gerade angesichts der großen globalen Herausforderungen, vor denen wir stehen, bin ich fest davon überzeugt, dass unsere Investition in die ´Dritte Säule` deutscher Außenpolitik eine wichtige ist, für deren Konsolidierung und Stärkung es sich lohnt zu kämpfen.“


Dies sind, grob skizziert, die Rahmenbedingungen der gegenwärtigen AKBP, in der die deutschen Auslandschulen an zentraler Stelle eingebettet sind.


 


Zurück zur letzten Großen Koalition.


Vor fast 40 Jahren prägte der damalige Außenminister, Willy Brandt, den Begriff ´Dritte Säule` für die Auswärtige Kulturpolitik und sorgte mit der Einführung des erweiterten Kulturbegriffs dafür, dass die AKBP nicht mehr einseitig bestimmt wurde durch ihre Konkurrenzsituation zur damaligen DDR.


Der neue Kulturbegriff beinhaltete neben der Kultur im engeren Sinne Bildung und Wissenschaft, Massenmedien, internationale Zusammenarbeit gesellschaftlicher Gruppen bis hin zur Bildungshilfe für Entwicklungsländer.


In der nachfolgenden sozial-liberalen Koalition wurden diese neuen Gedanken zu Leitsätzen gebündelt.


Entscheidend für diese Phase der deutschen AKBP war jedoch der Beschluss des Deutschen Bundestages vom Febr. 1973, eine Enquête-Kommission zur kulturellen Außenpolitik einzurichten.


Die Mitglieder dieser Kommission blieben nicht an ihren Schreibtischen in Bonn sitzen, sondern reisten in alle Welt, schauten sich vor Ort die Mittlerorganisationen und die deutschen Auslandsschulen an, beschrieben den Istzustand und sprachen Empfehlungen aus.


Im Gegensatz zur damaligen Bundesregierung mit ihren Leitsätzen billigte der Enquête-Bericht, der dem Bundestag im Okt. 1975 vorgelegt wurde, den deutschen Auslandsschulen eine wichtige Rolle zu.


Die Begründung erstaunte und war für Außenstehende neu: Neben der Vermittlung deutscher Sprachkenntnisse können sie helfen, ein wirklichkeitsnahes Deutschlandbild zu verbreiten. Darüber hinaus empfahl der Bericht den deutschen Auslandsschulen, besonders in Entwicklungsländern auch berufsbezogene Bildungsgänge zu vermitteln.


Das besondere Interesse der Kommission galt den ´Begegnungsschulen`, da sie auch ausländischen Schülern offen standen.


Der Bericht der Enquête-Kommission ist auch heute noch aktuell und wird die AKBP auch in den nächsten Jahren beeinflussen. In den letzten Jahren wurden zwei Ausarbeitungen zur AKBP beim Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestages in Auftrag gegeben, die ihre Bedeutung unterstrichen. Seit dieser Legislaturperiode gibt es unter Vorsitz von Landesminister a.D. Peter Gauweiler einen UA AKBP, der beim Auswärtigen Ausschuss angesiedelt ist.  


Was hat sich in den letzten 30 Jahren getan und wie sieht der Istzustand der deutschen Auslandschulen heute aus?


 


Die Leitlinien der deutschen Schulen im Ausland sind, und da stimme ich mit dem so plötzlich verstorbenen Geschäftsführer des Weltverbands, Herrn Eberhard Gauf im Handbuch für Kultur- und Außenpolitik, S144; Nomos-Verlag) überein, auch weiterhin:


-           Begegnung mit der Gesellschaft und der Kultur des Gastlandes


-           Förderung der deutschen Sprache


-           Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland


-           Die verstärkt wahrgenommene Bedeutung des Studienstandortes Deutschland


Ich möchte hier aber auch auf einzelne Empfehlungen der Enquête-Kommission eingehen, sie näher erläutern und ihre Umsetzung kritisch bewerten:


1.         Berufsbezogene Bildungsinhalte


Es gibt inzwischen an 19 deutschen Auslandsschulen solche Bildungsgänge, mit Abschlüssen, die im Gastland und in Deutschland anerkannt werden, zum Nutzen der jungen Menschen und der deutschen Wirtschaft - allerdings meist aus dem kaufmännischen Bereich - Bildungsgänge auf der Basis der deutschen Sprache.


Während es an deutschen Hochschulen inzwischen üblich ist, Studiengänge auch auf der Basis der englischen Sprache anzubieten, ist dies den deutschen Auslandsschulen verwehrt. Dieser Teil der Bildungshilfe, der in den Zuständigkeitsbereich des BMZ fällt, darf von der Zentralstelle für das deutsche Auslandsschulwesen (ZfA), die ja unter Fachaufsicht des AA steht, nicht geplant, organisiert und verwaltet werden.


Ob sich daran was ändern wird, bezweifle ich. Ich bin aber sicher, dass eine Erweiterung berufsbildender Ausbildungsgänge an deutschen Auslandsschulen die Bedeutung und das Ansehen dieser Schulen in ihren Gastländern stärken wird.


Das deutsche duale System der Berufsausbildung hat international einen guten Ruf und kann wesentlich mit dazu beitragen.


2.         Das wirklichkeitsnahe Deutschlandbild eines sozialen und demokratischen Rechtsstaates


Wir wissen, dass gerade in den jungen Demokratien Aspekte der Friedenssicherung und der Konfliktprävention, Hilfe bei der Verwirklichung der Menschenrechte, eine allgemeine Orientierung an Werten, kurz: Hilfe und Förderung beim Aufbau demokratischer Strukturen, von grundlegender Bedeutung für den Bestand und der Weiterentwicklung dieser Staaten sind.


Keine Schule ist so gut, dass sie nicht noch besser werden könnte. Das gilt im Inland wie im Ausland.


An jeder Schule geht es zunächst um die jungen Menschen, um die Schülerinnen und Schüler.


In Deutschland tun wir uns mit dem Begriff ´Elite` etwas schwer. Ich meine jedoch, folgender Grundsatz könnte für deutsche Auslandsschulen eine Leitfunktion übernehmen:


Deutsche Auslandsschulen sind an der Bildungselite eines Landes interessiert und nicht an ihrer Geldelite.


Und dieser Grundsatz sollte nicht so hoch gehängt werden, dass man bequem drunter durch gehen kann. Das geht nicht ohne ein breites Stipendienangebot. Ich weiß, dass dies bei den gekürzten Schulbeihilfen nicht einfach ist. Es geht hier aber um den Geist, den Ethos einer Schule und um das Vorurteil, deutsche Auslandsschulen seien Eliteschulen.


Und was das Hineinwirken in das Gastland hinein anbetrifft, so gilt der Satz, der für Pädagogen eine Selbstverständlichkeit ist:


Worte bewegen – Beispiele reißen hin.


Eine deutsche Auslandsschule mit ausgewiesenen demokratischen Strukturen wie Schüler- und Elternvertretung, Lehrerbeirat und Schulverein kann eine Vorbildfunktion einnehmen, besonders dann, wenn diese Strukturen mit dazu beitragen, entstandene Konflikte zu entschärfen und schließlich zu lösen. Es gehört mit zur Kultur einer Schule, wie Schulleitung und Schulvorstand mit ihren Mitarbeitern in der Schule umgehen.


Bei der Beschäftigung von Ortkräften sollte man aus deutscher Sicht darauf achten, dass ein Mindestmaß an Sozialstandards eingehalten wird.


Gesprächen mit Vertretern der Lehrerverbände entnehme ich, dass diese Standards an vielen Schulen eingehalten werden. Es gibt aber auch bedauerliche Ausnahmen.


Sie als Vertreter und Mitglieder des Weltverbandes deutscher Auslandsschulen haben die Verantwortung und die Pflicht, dort moderierend einzugreifen.


Das Ansehen einer Schule wird auch davon beeinflusst, wie man in der Schulgemeinde miteinander umgeht. Eine schlecht geführte deutsche Auslandsschule an einem zentralen Ort irgendwo in der Welt kann das Deutschlandbild in dieser Region grob verfälschen.


Angst ist ein schlechter Lehrer! Eine entspannte Arbeitsatmosphäre, ein gutes Betriebsklima, das wissen Sie aus der Wirtschaft besser als ich, ist ein Kapital, mit dem man wuchern und das Ansehen Deutschlands mehren kann.


 


In diesem Sinne sehe ich auch die Anregung und die Bitte der Arbeitsgruppe Auslandslehrer der GEW an den Weltverband, einen Musterdienstvertrag für Ortslehrkräfte zu erarbeiten.


Mit großem Interesse und Anerkennung habe ich zur Kenntnis genommen, welche Anstrengungen Schulleitung und Kollegium unternehmen, um Ansehen und Qualität ihrer Schule zu verbessern. Evaluation und Zertifizierung, Entwicklung eines Leitbildes schaffen ein markantes Schulprofil. Internationale Abschlüsse machen die Schulen interessant und konkurrenzfähig. Und um die professionelle Verwaltung vieler deutscher Auslandsschulen, aber auch die Ausstattung, kann Sie manche innerdeutsche Schule beneiden.


Aufgeschreckt durch die nicht berauschenden PISA-Ergebnisse reisen viele Pädagogen und Bildungspolitiker nach Skandinavien. Sie suchen Anregungen und Modelle für das deutsche Schulsystem. Ich bin sicher, bei diesen erwünschten Transferleistungen können in Zukunft die deutschen Auslandsschulen kräftig mithelfen.


Deutschland lernt von seinen Auslandsschulen!


Unter dieser Perspektive sehe ich die Zukunft deutscher Auslandsschulen in optimistischen Farben.


Lassen Sie mich mit einem abgewandelten Zitat des Bundesaußenministers schließen:


Angesichts der großen globalen Herausforderungen, vor denen wir stehen, bin ich fest davon überzeugt, dass unsere Investition in das deutsche Auslandsschulwesen eine wichtige ist, für deren Stärkung es sich lohnt zu kämpfen und das werde ich mit meinen Möglichkeiten als Berichterstatter für den Haushalt des Auswärtigen Amtes tun.


Vielen Dank.



 

zurück zur Übersicht
 
Lothar Mark mit Bundesfinanzminister Peer Steinbrück
Lothar Mark, Berichterstatter für den Haushalt des Auswärtigen Amtes, mit Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
Lothar Mark mit der baden-württembergischen Abgeordneten Evelyne Gebhardt nach ihrer erneuten Wahl ins Europäische Parlament.
Lothar Mark mit dem Geschäftsführer des Kongresszentrums Mannheimer Rosengarten (MKT), Michael Maugé.
Lothar Mark mit dem ehemaligen Bundesminister für Arbeit uns Soziales, Franz Müntefering, beim Sommerfest der SPD auf dem Karlstern.
Lothar Mark mit dem neuen Oberbürgermeister der Stadt Mannheim, Dr. Peter Kurz.
Lothar Mark trifft als Beauftragter der SPD-Bundestagsfraktion für Lateinamerika den damaligen Präsidentschaftskandidaten Lula da Silva in Berlin.
Lothar Mark mit dem kolumbianischen Vizepräsidenten Francisco Santos Calderón, der zu Gast im Gesprächskreis Lateinamerika war.
Lothar Mark erhält vom Botschafter Mexikos, S.E. Jorge Castro-Valle Kuehne, den höchsten mexikanischen Verdienstorden "Aguila Azteca" in Würdigung seiner Verdienste für die deutsch-mexikanischen Beziehungen.
Lothar Mark mit der Leiterin der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bundestagsvizepräsidentin a.D. Anke Fuchs.
Lothar Mark mit dem neuen Präsidenten des Goethe-Instituts, Herrn Prof. Dr. phil. h.c. Klaus-Dieter Lehmann
Lothar Mark mit der ehemaligen Präsidentin des Goethe-Instituts München, Prof. Dr. Jutta Limbach.
Lothar Mark bei einer Demonstration der Mannheimer Bürgerinitiative - Jetzt reichts - gegen den Ausbau des Flughafens Coleman-Airfield.
© Copyrights 2003 Lothar Mark  Impressum | Haftungsausschuss mfact