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Reden und Aufsätze
20.05.2005
Lothar Mark spricht auf der 9. Lateinamerika-Konferenz der deutschen Wirtschaft in Cartagena de Indias / Kolumbien
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Meine sehr verehrten Damen, meine Herren,
liebe Freunde Lateinamerikas,

es ist für mich eine große Freude, nach diesen zwei beeindruckenden und hoffnungsvoll stimmenden Tagen im Namen meiner Bundestagsfraktion einige Worte als Berichterstatter für Lateinamerika, Karibik, Spanien und Portugal im Auswärtigen Ausschuss sowie als Berichterstatter für das Auswärtige Amt im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages an Sie richten zu dürfen.

Zunächst gilt mein besonderer Dank Herrn Präsidenten Uribe für dessen konstruktive Konfe­renzteilnahme.

Ihre 9. Lateinamerika-Konferenz richtet die deut­sche Wirtschaft auf kolumbianischem Boden aus. Ich bin mir sicher, das damit beabsichtigte Zeichen ist angekommen: Lateinamerika ist ein hochattrakti­ver Markt und Standort für die deutsche Wirtschaft. Mit Kolumbien wurde das wichtigste Land in der Andengemeinschaft als Gastgeber ausgesucht.

Deutsche Unternehmen sind seit jeher besonders in den traditionellen Sektoren wie Maschinenbau, Automobilindustrie, pharmazeutische und chemi­sche Industrie in der Region bestens aufgestellt. Hier besetzen sie Schlüsselpositionen, und die Marke „Made in Germany“ genießt ein hohes Ansehen.

Dies gilt insbesondere für die Länder des Conosur. Nicht nur ökonomisch, auch politisch und kulturell sind diese stärker auf Europa ausgerichtet als an­dere Länder Lateinamerikas. Die deutsche Wirt­schaft tut gut daran, diese Beziehungen zu pflegen und zu intensivieren und von uns, ihren politischen Vertretern, die gebührende Unterstützung dafür einzufordern.

Nach einem Jahrzehnt der Krisen winkt Lateiname­rika nun wieder mit für unsere Verhältnisse stattlichen Wachstumsraten von mehrheitlich über vier Prozent. Zurück zu führen ist dies bekanntlich u. a. auch auf ein günstiges externes Umfeld: konjunkturelle Belebung der Weltwirtschaft, hohe Rohstoffpreise, ein niedriges Zinsniveau. Der sich ungebrochen fortsetzende Wirtschaftsaufschwung in China wird auch in den kommenden Jahren für ein Anhalten der hohen Nachfrage nach lateiname­rikanischen Rohstoffen und Agrarprodukten sorgen, aber auch die wirtschaftliche Entwicklung Russ­lands und der allmähliche Aufschwung in Indien und anderen Regionen werden diesen Prozess nachhaltig begünstigen.

Dieser wirtschaftliche Erholungsprozess hat auch dazu geführt, dass die stark angeschlagenen Länder Argentinien, Uruguay und Venezuela teilweise die negative Entwicklung der Vorjahre kompensieren konnten.

Wenngleich vieles darauf hinweist, dass der Aufschwung im Wesentlichen zyklischen Charakter besitzt, so darf man doch die vereinzelten struktu­rellen Verbesserungen in vielen Ländern nicht übersehen. Dazu gehören Maßnahmen zur Verbes­serung der Arbeitsweise staatlicher Institutionen, wie z.B. verbesserte Bankaufsichtsbehörden, oder Reformansätze bei den Sozial- und Steuersyste­men.

Gleichwohl bleibt in allen lateinamerikanischen Ländern viel zu tun, um durch die aktuell günstige Konjunktur die Weichen für eine nachhaltige und breitenwirksame Nutzung dieses Wachstums zu stellen. In erster Linie erscheint mir in diesem Zusammenhang wichtig, dass größere Investitionen im Bildungs- und Wissenschaftssektor erfolgen. Dies umfasst sowohl eine flächendeckende und gute Schul-, Hochschul- und Berufsausbildung als auch die Transformation in die Wissensgesell­schaft.

Deutsche Unternehmen leisten dazu einen wesent­lichen Beitrag. Beispielhaft hierfür sei nur die Lei­stung der AHK Kolumbien bei der Verbreitung des Dualen Bildungssystems in Lateinamerika genannt.

Die hier tätigen Unternehmen tragen mit ihrem Engagement bei der Ausbildung junger Leute wesentlich zur Stabilisierung und Sicherung der Demokratisierung in der Region bei. Natürlich sind Unternehmen keine karitativen Einrichtungen, diese Maßnahmen geschehen in ihrem ureigensten Interesse, um auf qualifizierte Mitarbeiter zurück­greifen zu können. Gleichzeitig tragen sie aber auch eine soziale Verantwortung, über die in Deutschland bereits seit einigen Wochen überaus kontrovers diskutiert wird. Sehr geehrte Damen und Herren, es ist vorbildlich, wie ernst die hier enga­gierten Firmen diese Verantwortung nehmen. Für die jeweiligen Länder der Region gehen hierdurch oftmals nicht zu unterschätzende Impulse aus.

In diesem Zusammenhang möchte ich die zahlreichen Mittlerorganisationen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik, wie z.B. die Goethe-Institute, den DAAD, das DAI, die Humboldt-Stiftung oder die Deutschen Schulen, nicht uner­wähnt lassen. Durch ihre Tätigkeiten befördern sie nicht unerheblich den interkulturellen Dialog zwi­schen Deutschland und den lateinamerikanischen Ländern. So nähren sie immer wieder die Basis einer soliden Wertegemeinschaft, von der nicht zuletzt auch die hier tätigen AHKs und Unterneh­men profitieren. Die möglichen Synergieeffekte zwischen Wirtschaft und Kultur werden glücklicher­weise zunehmend erkannt. Investitionen in Bildung und Kultur sind grundsätzlich rentierlich und nachhaltig und somit volkswirtschaftlich unverzicht­bar.

Wenn wir, meine Damen und Herren, von verantwortungsvoller Regierungsführung, Kampf gegen Korruption und Kriminalität sowie gegen die soziale Ungleichheit sprechen, geht es um sehr viel mehr als nur die Entwicklung von günstigen Rah­menbedingungen für unternehmerisches Handeln.

In vielen lateinamerikanischen Ländern hat sich in den letzten Jahren durch demokratische Wahlen die politische Landschaft entscheidend verändert. Insbesondere im Conosur sind Präsidenten an die Macht gekommen, die im Hinblick auf die eben genannten dringenden Aufgaben als große Hoff­nungsträger gelten. Von vielen wird gar die Geburt einer „neuen demokratischen Linken“ in Lateiname­rika gesehen.

Manch ein Unternehmer wird dieser Entwicklung mit Vorsicht und Misstrauen begegnen. Wie ich finde, unbegründet, denn: Diese neuen Hoffnungs­träger stehen für einen sowohl moderaten und pragmatischen wie verlässlichen Kurs zur wirtschaftlichen und demokratischen Konsolidie­rung. Ihre Konzepte sind langfristig angelegt und zeugen von Augenmaß. Bei verschwindend geringem haushaltspolitischem Spielraum sollen sie ein Kunststück vollbringen: Einen soliden Wachstumskurs fahren und dabei die über Jahrzehnte entstandenen Strukturprobleme korrigieren, insbesondere eine ausgewogene Sozialentwicklung ermöglichen. Dabei brauchen sie auch unsere Unterstützung, unsere Erfahrung. Sie brauchen genau wie wir den Dialog, aber nicht den erhobenen Zeigefinger.

Anlass zur Sorge geben allerdings Entwicklungen in einigen Ländern der Andenregion. Die größte Herausforderung bleibt hier nach wie vor die Kon­solidierung der Demokratien. Diese hängt unmittel­bar auch mit der Etablierung von Konzepten zusammen, die ein nachhaltiges, breitenwirksames Wirtschaftswachstum ermöglichen. Diese könnten in einigen Ländern durch eine verstärkte Dezentrali­sierung begünstigt werden, Sezessionsüberlegun­gen sind hingegen grundsätzlich hinderlich und kontraproduktiv.

Die Länder Lateinamerikas wollen ihren schwieri­gen Weg der Konsolidierung immer stärker gemein­sam im Rahmen von regionalen Integrationssyste­men beschreiten. Dies verdient unsere volle Unter­stützung. Die Zeichen für eine Weiterentwicklung des Mercosur stehen nach langen Jahren der Stagnation derzeit so gut wie nie. Nicht nur der politische Wille für eine Erweiterung und Vertiefung des Wirtschaftsbündnisses ist da, sondern es wurden auch bereits erste wegweisende Schritte unternommen. Wir sind gespannt, wie erfolgreich dieser neuerliche Anlauf schlussendlich sein wird. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass dies ein langwieriger, beschwerlicher Prozess ist, der nur durch konsequente Bemühungen und die Bereit­schaft zu Kompromissen am Leben erhalten wer­den kann. Nicht zuletzt bedarf es dafür einer Vision, die politisches und auch unternehmerisches Handeln leitet.

In diesem Zusammenhang ist es mir ein wichtiges Anliegen, die Bedeutung eines Assoziierungsab­kommens zwischen der EU und dem Mercosur zu unterstreichen. Der Abschluss ist mehr als überfäl­lig. Für mich ist immer weniger nachvollziehbar, dass ein Abkommen, welches von eminenter Wich­tigkeit für die Wettbewerbsfähigkeit der europäi­schen Wirtschaft ist, zu Gunsten eines wirtschaftlich vergleichsweise unbedeutenden Sektors geopfert wird.

Ich spreche mich ferner dafür aus, zügig Verhandlungen über Assoziierungsabkommen mit der Andenregion und den Ländern Zentralamerikas in Aussicht zu stellen. Von deutscher Seite aus war die Bereitschaft zur Unterschrift vorhanden. Aber gerechterweise muss man sagen, dass nicht nur einige unserer EU-Partner wegen ungelöster Agrarprobleme zum Scheitern beitrugen, sondern dass z.B. Brasilien wegen Unbeweglichkeit im Dienstleistungs- und Investitionssektor zumindest mitverantwortlich ist. Durch ein Assoziierungsab­kommen können die Integrationsprozesse in Südamerika beschleunigt und die Einbindung in die Weltwirtschaft vorangetrieben werden. Gleichzeitig wird der deutschen Wirtschaft ein verlässlicher Rahmen geboten, in dem sie ermuntert wird, sich noch stärker hier zu engagieren.

Setzen Sie, meine Damen und Herren, also weiterhin auf Lateinamerika! Ungeachtet der enormen Aufmerksamkeit für Asien sowie Mittel- und Osteuropa, eine verstärkte Zusammenarbeit mit Lateinamerika erscheint mir attraktiver denn je: stabilere politische Strukturen, ein großer Investi­tionsbedarf in zahlreichen Sektoren, in denen deutsche Unternehmen Qualität zu bieten haben. Abgesehen davon, dass sich hier wichtige Beschaf­fungsmärkte befinden, stellen die Länder Latein­amerikas auch einen großen Absatzmarkt dar, der noch ein ungeheures Entwicklungspotenzial bietet. Nicht zuletzt erscheint mir die kulturelle Affinität ein wichtiges und oftmals unterschätztes Argument für diese Region.

Erfreulicherweise erkennen auch immer mehr Klein- und Mittlere Unternehmen (KMU), dass die Länder von Mexiko bis Feuerland vielfältige und interessan­te Perspektiven für ein wirtschaftliches Engagement bieten.

Dies darf jedoch keine Einbahnstrasse bleiben: Verstärkt müssten auch lateinamerikanische Unternehmen ermuntert werden, in Deutschland zu investieren und den Standort als „Tor“ nach Mittel- und Osteuropa zu nutzen. Die gewählten Bereiche für die Branchenworkshops (Agrobusiness, Ener­gie, Umwelt, Life Science, Tourismus) erschienen mir hierfür richtungweisend. Packen wir’s an. Lassen Sie uns die hier gewonnenen Erkenntnisse zielgerichtet in konkretes Handeln umsetzen.

Mein abschließender Dank gilt vor allem den Trägern der Lateinamerika-Initiative der deutschen Wirtschaft sowie allen Organisatoren und Helfern dieser gelungenen Konferenz.


 


 


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